Bildung, Kultur und Dialog im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
Bonn. Mit einem breiten Programmangebot beteiligen sich Volkshochschulen und ihre Verbände am Festjahr zu 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. In Podcasts, Online-Kursen und -Ausstellungen, Filmvorführungen, Konzerten und Workshops werden unterschiedliche Facetten der wechselvollen Geschichte und lebendigen kulturellen Gegenwart aufgegriffen. Viele Volkshochschulen kooperieren dabei mit der jüdischen Community und mit Gemeinden vor Ort. „Gemeinsam mit Jüdinnen und Juden blicken wir auf eine lange, gemeinsame und teilweise sehr grauenvolle Vergangenheit zurück. Das Festjahr ist uns Mahnung und Freude zugleich. Die Erinnerung an die Shoah ist Teil unserer Verantwortung und mahnt uns bis heute, jeder Form von Antisemitismus entschlossen entgegenzutreten. Und gleichzeitig sind wir dankbar und froh, wie sehr jüdisches Leben unsere Kultur, Sprache, Traditionen und Innovationen bereichern. Das zeigt: Jüdisches Leben in Deutschland ist vielfältig und bereichert unsere Gesellschaft“, sagt Annegret Kramp-Karrenbauer, Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV).
Die offizielle Auftaktveranstaltung zum Festjahr #2021JLID wird am 21. Februar online stattfinden. Vom 22. bis 28. Februar schließt sich daran die Hamburger Themenwoche „Mehr als Klein-Jerusalem – Gegenwartsperspektiven auf jüdische Geschichte in Hamburg“ an. Mitveranstalterin ist die Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule in Trägerschaft der Hamburger Volkshochschule. Sie eröffnet am Dienstag, 23. Februar, die Online-Ausstellung „Frauenleben. Wirken und Wahrnehmung jüdischer Frauen in Hamburg“.
Die jüdische Geschichte in Deutschland geht zurück auf das Jahr 321 als sich in Köln die erste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen konstituierte. In Köln ist auch der Verein „321 – 2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ ansässig. Die Kooperation mit der vhs Köln hat ein besonders gehaltvolles Programm hervorgebracht. Eine Vorschau bieten die beiden vhs-Organisatorinnen Doris Dieckmann und Homeira Mansury in einem Podcast, den das DVV-Projekt „Prävention und gesellschaftlicher Zusammenhalt aufgezeichnet hat. Abzurufen ist der Podcast unter https://radikalquerdurchdacht.podigee.io/ (Episode 14).
Das Angebot der Volkshochschulen zum Festjahr umspannt alle Programmbereiche: Vielerorts können Interessierte beispielsweise Schnupperkurse in Jiddisch oder Hebräisch belegen, koscher kochen lernen oder das ganzheitliche Bewegungskonzept von Moshé Feldenkrais erfahren. Soweit es die Pandemielage zulässt, planen Volkshochschulen Exkursionen zu jüdischen Orten der Erinnerung. Vielfach wurden spezielle Kooperationen mit Schulen angebahnt. Allein in Bayern beteiligen sich 40 Volkshochschulen mit mehr als 500 Veranstaltungen am Festjahr.
Die Volkshochschulen der rheinland-pfälzischen SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz planen eine gemeinsame Bildungsreihe zur Bewerbung der drei Städte um die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe. SchUM ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Städtenamen.
In einer Online-Reihe im April und Mai widmen sich die Volkshochschule Weimar und das Kommunale Kino mon ami in Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora dem 76. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager. Im Mittelpunkt stehen Filmvorführungen mit anschließenden Gesprächsrunden. Dabei geht es um die Aufarbeitung der historischen Ereignisse und die Herausforderungen eines zeitgemäßen Erinnerns. Am 6. April startet die sechswöchige Filmreihe jeweils dienstags um 19 Uhr mit anschließenden Gesprächen mit Zeitzeug*innen, Filmemacher*innen und Vertretern*innen aus Kultur und Politik. Die Veranstaltungen sind per Livestream auf liberation.buchenwald.de allen Interessierten zugänglich.
Einen kostenfreien Online-Kurs „Grundwissen jüdisches Leben“ plant der Thüringer Volkshochschulverband e. V. in Zusammenarbeit mit weiteren vhs-Landesverbänden. Er bietet die Möglichkeit einer vorurteilsfreien Beschäftigung mit der Vielfalt jüdischen Lebens in Gegenwart und Vergangenheit. Unter anderem geht es um die Grundzüge der Religion, Kultur und des Einflusses der Geschichte auf die Gegenwart der in Deutschland lebenden jüdischen Menschen. Verschiedene Lebensgeschichten sollen ein authentisches und vielschichtiges Bild jüdischen Lebens in Deutschland vermitteln und zum Abbau antisemitischer Vorurteile beitragen. Das Konzept und die Inhalte des Kurses entwickelt der vhs-Verband Thüringen gemeinsam mit der Bildungsstätte Anne Frank sowie dem Jüdischem Museum Frankfurt/Main.
„Es entspricht dem Wesen der Volkshochschulen, den Reichtum einer von Diversität geprägten Gesellschaft erlebbar zu machen und kulturelle Brücken zu schlagen“, sagt der DVV-Vorsitzende Martin Rabanus. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass sich jüdisches Leben in Deutschland frei von Diskriminierung entfalten kann. Und so freue ich mich, dass sich Volkshochschulen so zahlreich und engagiert am Festjahr beteiligen.“
Eine Übersicht der vhs-Veranstaltungen ist abrufbar unter www.volkshochschule.de/1700jahre
Kontakt
Deutscher Volkshochschul-Verband e. V.
Simone Kaucher, Pressesprecherin
Tel. 0049 228 97569 11, kaucher@dvv-vhs.de